Mensch voller Verzweiflung

15/06/2009

„4MEN, ALICE, BACH AND THE DEER“ der beiden israelischen Choreografen Yossi Berg und Oded Graf, gemeinsam getanzt mit Thomas Michaux und Sergiu Matis. Das Männer-Quartett mit farbigen Spieler-Masken beginnt in aufreizender Reihung mit Showgebaren, bis einer aus der Rolle fällt, die Maske abnimmt. Und schon bald verfällt die Quadriga schnaubender Männlichkeit in Trab, die agilen Herren schlagen und vertragen sich, zerren aneinander und verhakeln sich, sind mannbar grölend unbesiegbar. Das ist gekonnt in Szene gesetzt, mit überraschenden Konstellationen.„Vier Männer. Vier Tänzer. Vier Positionen. Eine Versuchsanordnung.“ So bringt es Carmen Mehnert auf den Punkt, die spürbar hilfreich mit ihren dramaturgischen Erfahrungen dem Team für dieses Stück speziell vom Tanzplan-Partner „Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste“ zur Seite stand.Immer wieder erfährt die Versuchsanordnung markante Brüche, assoziiert Gruppendynamik, Hahnenkämpfe, Stauformationen, und die Vision einer heilen,störfreien Männerwelt zerbricht an der beschriebenen „Erscheinung“ von Alice.Ihr mehrstimmig reflektiertes „Ja“ und das nachfolgende „Nein“ der Abtrünnigen wird im Aufprall der Körper als Kampf ausgefochten, verwandelt sich schließlich drangvoll in „Love“ und „Power“. Eine denkwürdige Metapher, die sich fortsetzt im heftigen Zwiegespräch mit dem auf der Bühne befindlichen „Platzhirsch“, der offenbar nicht einlenken will. Das kostet ihm im blutigen Garaus das Theaterleben, und längst ist aus dem Gerangel der Gruppe bitterer Ernst geworden, stoßen Widersacher aufeinander, folgt ein weiteres Opfer im Todestaumel. Zurück bleibt ein Mensch  voller Verzweiflung über dieses, sein unbegreifliches Tun.

Full review

– Gabriele Gorgas, Dresdner Neueste Nachrichten